„Legt die Trübsal ab und werdet froh
und erblicket Christus, der auferstanden ist
und der Welt das große Erbarmen schenkt.”
(Aus einem Hymnus zu Ehren der hl. Maria Magdalena)
Liebe orthodoxe Christen in Deutschland!
Der
Evangelist Johannes schreibt, dass Maria von Magdala die erste war, die
am Tag der Auferstehung Christi früh morgens zu seinem Grab kam. Als
sie sah, dass der Stein vom Grab weggenommen war, lief sie zum Apostel
Petrus und dem Jünger, den Jesus liebte (Joh 20,1-2); so bescheiden
spricht von sich selbst der heilige Johannes.
Maria
von Magdala, eine Frau, brachte also als erste den beiden Jüngern die
Gute Nachricht. Man darf diese mutige Frau demzufolge ohne weiteres als „erste Evangelistin“
bezeichnen, wie dies ein Hymnus unserer orthodoxen Kirche tut.
Allerdings hat sich bei uns ein anderer Titel für Maria Magdalena
durchgesetzt: sie wird in den Hymnen und anderen Texten als
„Apostelgleiche“ bezeichnet, da sie später, ebenso wie die Apostel, als
Verkünderin der Heilsbotschaft der Auferstehung unseres Herrn in die
Welt hinauszog.
In
einem dieser Hymnen heißt es auch: „Legt die Trübsal ab und werdet froh
und erblicket Christus, der auferstanden ist und der Welt das große
Erbarmen schenkt.“„Legt die Trübsal ab und werdet froh!“ Das ist
die Botschaft der ersten Evangelistin und dann auch aller übrigen
Evangelisten. Und der Grund für diese doppelte Aufforderung ist der
Aufblick zum auferstandenen Christus. „Siehe, durch das Kreuz ist
Freude in die ganze Welt gekommen!“ singt die Kirche und verschließt
dabei nicht die Augen vor Leid und Not um uns herum. Sie weiß aber durch
die existenzielle Erfahrung der Auferstehung unseres Herrn, dass der
größte Feind des Lebens, der Tod nämlich, durch den Tod Jesu zertreten
wurde. Christus
ist auferstanden „als der Erste der Entschlafenen.“ Anders gesagt: Alle
werden wir sterben, aber „in Christus werden wir alle lebendig gemacht
werden“ (1 Kor 15,20 u. 22). Das Wunder der Auferstehung, das alle
Dimensionen unseres Denkens übersteigt, ist für Maria Magdalena und die
übrigen salbentragenden Frauen ebenso wie für die Apostel gelebte
Erfahrung und Grundlage ihres weiteren Lebens und Zeugnisses. Darin
besteht ihr Vorbild für uns. Das, was Johannes so lakonisch über sich
selbst schreibt „er sah und glaubte“ (Joh 20,8) ist die österliche
Botschaft der Maria Magdalena auch für uns.
Sehen und Glauben
- dies ist ja auch von Anfang an das Grundmotiv aller Pilger, die auf
den Spuren Jesu Christi nach Jerusalem und ins Heilige Land ziehen.
Nicht jeder von uns ist allerdings in der Lage, eine so weite Reise zu
unternehmen. Man könnte freilich sagen, dass jeder einzelne Kirchgang
einen kleinen Pilgerweg eines jeden von uns darstellt. Deshalb ist
insbesondere jeder, der in die Kirche kommt, um die Auferstehung des
Herrn zu feiern, ein Mitpilger der heiligen Maria Magdalena auf ihrem
morgendlichen Weg zum Grab des Herrn, da er dann auch zum Verkünder der
Frohen Botschaft, zum Evangelisten der Auferstehung und zum Kämpfer
gegen die Trübsal des Gefangenseins in den Banden des Todes werden kann.
„Werdet froh!“ lautet auch für uns die Botschaft. Diese
ansteckende Osterfreude war der Ansporn für Petrus und für Johannes, für
alle Glaubenszeugen und für alle Gläubigen bis heute.
In diesem Sinne rufe ich Ihnen allen aus ganzem Herzen zu „Legt die Trübsal ab und werdet froh!“ Freut euch! Denn Christus ist auferstanden!
Bonn, Ostern 2013
In väterlicher Liebe
+ Metropolit Augoustinos von Deutschland
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