2/5/13

Osterbotschaft des Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios

Osterbotschaft

des Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios, durch Gottes Erbarmen Erzbischof von Konstantinopel, dem Neuen Rom, und Ökumenischer Patriarch allem Volk der Kirche Gnade, Friede und Erbarmen von Christus, dem in Herrlichkeit auferstandenen Erlöser


Geliebte Mitbrüder und liebe gottliebende Kinder der Kirche,

Christus ist auferstanden!

Die Botschaft der Auferstehung, welche die salbentragenden Frauen, die Myrophoren, den Jüngern Christi verkündeten, wurde von diesen als reine Phantasie aufgefasst. Und doch erwies sich die für ein Märchen gehaltene Nachricht als Wahrheit. Mehrfach erschien der auferstandene Christus seinen Jüngern.

Auch in unserer Zeit halten die Rationalisten die Botschaft von der Auferstehung für ein Märchen. Im Gegensatz dazu beschränken wir Gläubigen uns nicht darauf, nur zu glauben, sondern wir erfahren die Auferstehung als ein unumstößliches Ereignis in unserem Leben. Wenn es nötig ist, besiegeln wir unser Zeugnis durch die Preisgabe unseres Lebens. Denn im auferstandenen Christus überwinden wir den Tod und werden von der Furcht vor ihm befreit. Unser Mund füllt sich mit Freude, wenn wir sagen: Christus ist auferstanden! Unsere Heiligen, die für die Welt tot sind, leben unter uns und antworten auf unsere Bitten. Die Welt nach dem Tod ist realer als die Welt vor dem Tod. Christus ist auferstanden und lebt mitten unter uns. Er hat uns versprochen, bis zum Ende der Welt bei uns zu bleiben. Und tatsächlich: Er ist bei uns - als Freund, als Bruder, als Arzt und als Spender jeglichen Gutes.

Gepriesen sei unser Gott, der von den Toten auferstanden ist und allen das ewige Leben schenkt. Wo ist, Tod, Dein Sieg? Christus ist auferstanden und hat „den einst maßlos Prahlenden als lächerlich dem Spott preisgegeben“ (s. 9. Ode des Kreuz-Auferstehungskanons im vierten Ton, Dichtung des hl. Johannes von Damaskus). Alles ist von Licht erfüllt und unsere Herzen von grenzenloser Freude.

Und nicht nur von Freude, sondern auch von Kraft. Wer an die Auferstehung glaubt, fürchtet den Tod nicht. Und die Seele dessen, der den Tod nicht fürchtet, ist unerschrocken und unzerbrechlich; denn was für die vielen und die Ungläubigen die schrecklichste Herausforderung bedeutet, ist für den gläubigen Christen ein Geschehen von geringer Bedeutung, denn es ist ja der Eingang zum Leben. Der gläubige Christ erlebt die Auferstehung auch schon vor seinem physischen Tod.

Die Folge des Erlebens der Auferstehung ist die Verwandlung der Welt. Die Auferstehung begeistert die Seele. Und die begeisterte Seele zieht die anderen Seelen mit sich, denselben Weg zu gehen, jene Seelen, die von den wahren Erfahrungen der Freude über die Unsterblichkeit berührt werden. Die Auferstehung ist Grundstein unseres Glaubens. Sie ist die Kraft, die die Welt besiegt hat, trotz der gegen sie gerichteten harten Verfolgungen. „Das ist der Sieg, der die Welt besiegt hat, unser Glaube“ (1 Jo 5,4) an die Auferstehung. Durch die Auferstehung wird der Mensch Gott der Gnade nach. Durch den Sieg des Lichtes der Auferstehung über die unreinen Leidenschaften wird unseren Seelen die göttliche Liebesglut verliehen, eine fremdartige Liebe, die das menschliche Maß übersteigt.

Christus ist also auferstanden! Unsere Herzen werden von dem Licht und der Freude der Auferstehung überströmt. Lasst uns mit Aufrichtigkeit und Einfalt vor den auferstandenen Christus treten. Denn Gott, der – wie der Prophetenfürst David sagt – vom Himmel her unsere Herzen erkennt, „wird ein zerschlagenes und demütiges Herz nicht verachten“ (Psalm 50/51, 19).

Die Auferstehung ist unsere Kraft, unsere Hoffnung, unsere Freude, unser Frohlocken. Durch die Auferstehung überwinden wir den Schmerz und die Trauer über alle Übel des natürlichen irdischen Lebens. Die Auferstehung ist die Antwort Gottes auf die Verzweiflung des von den Schrecknissen der Welt verwundeten Menschen.

Angesichts der Schwierigkeiten und Leiden, welche die Welt heute quälen, lassen wir den Mut nicht sinken. Das Zusammenkommen der verängstigten Jünger des Herrn im Obergemach zu Jerusalem schenkt uns Kraft. Wir haben keine Angst, denn wir lieben alle Menschen eben so, wie uns der geliebt hat, der sein Leben für uns dahingegeben hat. Unser als Gott und als Mensch auferstandener Herr ist unsichtbar unter uns. Es genügt, dass wir Liebe haben; und wir haben sie. Und mit der Liebe erkennen wir die Kraft des Mysteriums. Was für ein Mysterium!

Selbst wenn andere nach Menschenart zögern und „mit den Garben ihrer Taten die Kornhügel aufhäufen“ (vgl. das erste Sticheron der Vesper am Sonntag des Verlorenen Sohns) – wir rühmen uns. Und selbst wenn wir „die Spreu der Taten der Ungerechtigkeit und unsere Leidenschaften“ nicht „im Windhauch der Menschenliebe vom Korn trennen“ und „die Garben unserer Taten nicht ausbreiten auf der Tenne der Reue“, so ist doch der Auferstandene Christus die Liebe und vertreibt das Dunkel jeglicher Art und die Angst, die um uns herum herrscht, und kommt zu uns und in die Welt, auch wenn die Türen unserer Herzen oftmals verschlossen sind. Und er bleibt unverbrüchlich bei uns wegen des Kreuzes der Liebe. Er ruft uns auf zum Frieden. Er schenkt uns seinen Frieden. Die Mächtigen dieser Welt verkünden und versprechen einen Frieden, der niemals erfahrbare Wirklichkeit geworden ist. Die Kraft der Liebe, des Friedens und der Weisheit Gottes übersteigt aber jegliche menschliche Angst. Sie ist nicht innerhalb der vorhandenen Realität oder in einzelnen Meinungsäußerungen zu finden. Sie ist das Herz und die Mitte der Ereignisse. Sie ist das Herz der Menschheit. Sie ist der Mittelpunkt des Lebens. Sie herrscht über Lebende und Tote. Sie ist die Wahrheit.

Die unbestreitbare Überlegenheit dieser Kraft hält unsichtbar die Zügel und lenkt alles zu einer Zeit, in welcher der Geist vieler – im weltlichen Sinn -  „Mächtiger“ verfinstert ist.

In dieser Zeit eines allgemeinen weltumspannenden Auseinanderbrechens ist die Hoffnung aller Enden der Erde, die Weisheit Gottes, das Vorhandensein des Zusammenfügens und der Harmonie. Im Moment des Zerfalls und des bevorstehenden Todes existiert die Auferstehung und das Wachsen des Vertrauens auf den Herrn.

Der Friede Dessen, der durch seine Entäußerung den Tod im Tod zertreten hat und die Freude über die Liebe strömen hervor und heilen den stets bedrängten und gequälten Menschen unserer Zeit und die mit ihm mitgequälte und mitbedrängte Schöpfung, die „die Erlösung und die Annahme an Sohnes Statt erwarten“ … „zur Freiheit der Herrlichkeit der Kinder Gottes“ (vgl. Röm 8,20-23).

Väter, Brüder und Kinder, der Herr ist wahrhaftig auferstanden!

 
 
Ostern 2013
+ Patriarch Bartholomaios von Konstantinopel
Euer aller inständiger Fürbitter bei Christus, dem Auferstandenen

Δεν υπάρχουν σχόλια: