Osterbotschaft
des Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios, durch Gottes Erbarmen Erzbischof von Konstantinopel, dem Neuen Rom, und Ökumenischer Patriarch allem Volk der Kirche Gnade, Friede und Erbarmen von Christus, dem in Herrlichkeit auferstandenen Erlöser
Geliebte Mitbrüder und liebe gottliebende Kinder der Kirche,
Christus ist auferstanden!
Die
Botschaft der Auferstehung, welche die salbentragenden Frauen, die
Myrophoren, den Jüngern Christi verkündeten, wurde von diesen als reine
Phantasie aufgefasst. Und doch erwies sich die für ein Märchen gehaltene
Nachricht als Wahrheit. Mehrfach erschien der auferstandene Christus seinen Jüngern.
Auch
in unserer Zeit halten die Rationalisten die Botschaft von der
Auferstehung für ein Märchen. Im Gegensatz dazu beschränken wir
Gläubigen uns nicht darauf, nur zu glauben, sondern wir erfahren die
Auferstehung als ein unumstößliches Ereignis in unserem Leben. Wenn es
nötig ist, besiegeln wir unser Zeugnis durch die Preisgabe unseres
Lebens. Denn im auferstandenen Christus überwinden wir den Tod und
werden von der Furcht vor ihm befreit. Unser Mund füllt sich mit Freude,
wenn wir sagen: Christus ist auferstanden! Unsere Heiligen, die
für die Welt tot sind, leben unter uns und antworten auf unsere Bitten.
Die Welt nach dem Tod ist realer als die Welt vor dem Tod. Christus ist
auferstanden und lebt mitten unter uns. Er hat uns versprochen, bis zum
Ende der Welt bei uns zu bleiben. Und tatsächlich: Er ist bei uns - als
Freund, als Bruder, als Arzt und als Spender jeglichen Gutes.
Gepriesen
sei unser Gott, der von den Toten auferstanden ist und allen das ewige
Leben schenkt. Wo ist, Tod, Dein Sieg? Christus ist auferstanden und hat
„den einst maßlos Prahlenden als lächerlich dem Spott preisgegeben“ (s.
9. Ode des Kreuz-Auferstehungskanons im vierten Ton, Dichtung des hl.
Johannes von Damaskus). Alles ist von Licht erfüllt und unsere Herzen
von grenzenloser Freude.
Und
nicht nur von Freude, sondern auch von Kraft. Wer an die Auferstehung
glaubt, fürchtet den Tod nicht. Und die Seele dessen, der den Tod nicht
fürchtet, ist unerschrocken und unzerbrechlich; denn was für die vielen
und die Ungläubigen die schrecklichste Herausforderung bedeutet, ist für
den gläubigen Christen ein Geschehen von geringer Bedeutung, denn es
ist ja der Eingang zum Leben. Der gläubige Christ erlebt die
Auferstehung auch schon vor seinem physischen Tod.
Die
Folge des Erlebens der Auferstehung ist die Verwandlung der Welt. Die
Auferstehung begeistert die Seele. Und die begeisterte Seele zieht die
anderen Seelen mit sich, denselben Weg zu gehen, jene Seelen, die von
den wahren Erfahrungen der Freude über die Unsterblichkeit berührt
werden. Die Auferstehung ist Grundstein unseres Glaubens. Sie ist die
Kraft, die die Welt besiegt hat, trotz der gegen sie gerichteten harten
Verfolgungen. „Das ist der Sieg, der die Welt besiegt hat, unser Glaube“
(1 Jo 5,4) an die Auferstehung. Durch die Auferstehung wird der Mensch
Gott der Gnade nach. Durch den Sieg des Lichtes der Auferstehung über
die unreinen Leidenschaften wird unseren Seelen die göttliche Liebesglut
verliehen, eine fremdartige Liebe, die das menschliche Maß übersteigt.
Christus
ist also auferstanden! Unsere Herzen werden von dem Licht und der
Freude der Auferstehung überströmt. Lasst uns mit Aufrichtigkeit und
Einfalt vor den auferstandenen Christus treten. Denn Gott, der – wie der
Prophetenfürst David sagt – vom Himmel her unsere Herzen erkennt, „wird
ein zerschlagenes und demütiges Herz nicht verachten“ (Psalm 50/51,
19).
Die
Auferstehung ist unsere Kraft, unsere Hoffnung, unsere Freude, unser
Frohlocken. Durch die Auferstehung überwinden wir den Schmerz und die
Trauer über alle Übel des natürlichen irdischen Lebens. Die Auferstehung
ist die Antwort Gottes auf die Verzweiflung des von den Schrecknissen
der Welt verwundeten Menschen.
Angesichts
der Schwierigkeiten und Leiden, welche die Welt heute quälen, lassen
wir den Mut nicht sinken. Das Zusammenkommen der verängstigten Jünger
des Herrn im Obergemach zu Jerusalem schenkt uns Kraft. Wir haben keine
Angst, denn wir lieben alle Menschen eben so, wie uns der geliebt hat,
der sein Leben für uns dahingegeben hat. Unser als Gott und als Mensch
auferstandener Herr ist unsichtbar unter uns. Es genügt, dass wir Liebe haben; und wir haben sie. Und mit der Liebe erkennen wir die Kraft des Mysteriums. Was für ein Mysterium!
Selbst
wenn andere nach Menschenart zögern und „mit den Garben ihrer Taten die
Kornhügel aufhäufen“ (vgl. das erste Sticheron der Vesper am Sonntag
des Verlorenen Sohns) – wir rühmen uns. Und selbst wenn wir „die Spreu
der Taten der Ungerechtigkeit und unsere Leidenschaften“ nicht „im
Windhauch der Menschenliebe vom Korn trennen“ und „die Garben unserer
Taten nicht ausbreiten auf der Tenne der Reue“, so ist doch der
Auferstandene Christus die Liebe und vertreibt das Dunkel jeglicher Art
und die Angst, die um uns herum herrscht, und kommt zu uns und in die
Welt, auch wenn die Türen unserer Herzen oftmals verschlossen sind. Und
er bleibt unverbrüchlich bei uns wegen des Kreuzes der Liebe. Er ruft
uns auf zum Frieden. Er schenkt uns seinen Frieden. Die Mächtigen dieser
Welt verkünden und versprechen einen Frieden, der niemals erfahrbare
Wirklichkeit geworden ist. Die Kraft der Liebe, des Friedens und der
Weisheit Gottes übersteigt aber jegliche menschliche Angst. Sie ist
nicht innerhalb der vorhandenen Realität oder in einzelnen
Meinungsäußerungen zu finden. Sie ist das Herz und die Mitte der
Ereignisse. Sie ist das Herz der Menschheit. Sie ist der Mittelpunkt des
Lebens. Sie herrscht über Lebende und Tote. Sie ist die Wahrheit.
Die
unbestreitbare Überlegenheit dieser Kraft hält unsichtbar die Zügel und
lenkt alles zu einer Zeit, in welcher der Geist vieler – im weltlichen
Sinn - „Mächtiger“ verfinstert ist.
In
dieser Zeit eines allgemeinen weltumspannenden Auseinanderbrechens ist
die Hoffnung aller Enden der Erde, die Weisheit Gottes, das
Vorhandensein des Zusammenfügens und der Harmonie. Im Moment des
Zerfalls und des bevorstehenden Todes existiert die Auferstehung und das
Wachsen des Vertrauens auf den Herrn.
Der
Friede Dessen, der durch seine Entäußerung den Tod im Tod zertreten hat
und die Freude über die Liebe strömen hervor und heilen den stets
bedrängten und gequälten Menschen unserer Zeit und die mit ihm
mitgequälte und mitbedrängte Schöpfung, die „die Erlösung und die
Annahme an Sohnes Statt erwarten“ … „zur Freiheit der Herrlichkeit der
Kinder Gottes“ (vgl. Röm 8,20-23).
Väter, Brüder und Kinder, der Herr ist wahrhaftig auferstanden!
Ostern 2013
+ Patriarch Bartholomaios von Konstantinopel
Euer aller inständiger Fürbitter bei Christus, dem Auferstandenen
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