Liebe orthodoxe Christen in Deutschland,
Heute
ist der erste Tag des neuen Jahres, und wir haben uns in unseren
Kirchen versammelt, um den Herrn der Herrlichkeit zu preisen und das
Gedächtnis des hl. Basilius d. Gr. zu ehren.
Das
erste besondere Merkmal dieses Tages ist der Dankgottesdienst, der sich
an die Göttliche Liturgie anschließt. Wir danken Gott dafür, dass Gott
unserem Leben noch ein Jahr hinzugefügt hat und dass er uns in der
Erfahrung von Freud und Leid zur Seite gestanden ist. Wir verherrlichen
seinen Namen dafür, dass er uns neue Gelegenheiten schenkt, unsere
Fehler zu korrigieren, unseren Glauben zu festigen und die Kraft unserer
Liebe zu mehren. Natürlich bedarf es für all das keines Neujahrsfestes.
Die Verwirklichung des Evangeliums Jesu Christi ist keiner zeitlichen
Beschränkung unterworfen; sie ist eine tägliche Herausforderung. Was ist
hier mit Herausforderung gemeint? Der Weg zum Reich Gottes ist eine
mühsame Angelegenheit und verlangt von uns einen Preis. Allerdings ist
der Mensch, dessen Weisheit in der Beziehung zu Gott gründet, bereit,
Tag für Tag diesen Preis zu zahlen, weil er genau weiß, dass nur die
Wahrheit Christi uns freimacht.
Das
zweite besondere Merkmal dieses Tages ist das Gedenken eines wirklich
großen Kirchenvaters, des heiligen Bischofs Basilius von Cäsarea in
Kappadozien, den wir heute ehren. Alles, was uns zunächst vielleicht
etwas theoretisch zu sein schien, sehen wir im Leben des hl. Basilius
verwirklicht. Tag für Tag hat er unseren Herrn gepriesen und ihm
gedankt, weil er ihn über alles liebgewonnen hatte und mit seiner Hilfe
nach seinem Willen gehandelt hat. Nicht selten halten wir unsere
Heiligen für eine Art von Übermenschen, also für Menschen, die nicht
dasselbe Leben führen wie wir. Wir weisen z. B. oft und mit Recht auf
die bedeutenden theologischen Schriften des hl. Basilius hin, die den
orthodoxen Glauben bewahrt und entfaltet haben, oder auch auf sein
reiches pastorales Wirken, das die Nöte der Armen und Kranken, der
Witwen und Waisen seiner Diözese wirksam gelindert hat – eine Tätigkeit,
die unsere Kirche bis heute fortführt.
All
das geschah nicht durch Magie oder von allein. Der hl. Basilius
bezahlte einen hohen Preis dafür, dem Plan der Liebe Gottes dienen zu
dürfen, welcher das Heil des Menschen und der ganzen Welt beinhaltet. Er
schränkte seine eigenen Ansprüche durch sein bewundernswertes
asketisches Leben ein, um so seine Hingabe zu allen Mitmenschen, die das
Lebensnotwendige entbehrten, zu verstärken. Ohne Angst vor
Ansehensverlust und selbst unter Lebensgefahr trat er den Mächtigen
seiner Zeit entgegen. Freimütig und furchtlos setzte er sich für
diejenigen ein, denen Unrecht geschah und die keine Möglichkeit hatten,
ihr Recht einzufordern. Der hl. Basilius war Zeit seines Lebens
kränkelnd und hatte keinerlei weltliche Unterstützung, was in den Augen
seiner Zeitgenossen gewiss als Schwäche angesehen wurde. Er aber ließ in
dieser scheinbaren Ohnmacht die Kraft Gottes in ihrer Fülle erstrahlen.
Er erkannte die Wahrheit in der Person Christi und wurde von der
Knechtschaft der Bindung an die Materie, von der Furcht vor der
menschlichen Bosheit und sogar von der Angst vor dem Tod befreit. Nichts
konnte ihn von der Liebe Gottes trennen, von der Liebe zu dem, der ihn
nach einem kurzen Leben, im Alter von etwa fünfzig Jahren, zu sich
gerufen hat.
Deshalb
ist also das heutige Fest bedeutend! Denn auch die Gelegenheit ist ja
so bedeutend, die es uns schenkt, da es in uns die Sehnsucht nach der
Wahrheit Gottes und nach jener Freiheit erweckt, die nur diese Wahrheit
uns geben kann. Genau das ist auch mein Wunsch für uns alle: dass wir
uns im Jahr 2013 in unserer Kirche an der Wahrheit des Evangeliums
sättigen und dass wir - noch mehr befreit von den inneren und äußeren
Ängsten, die unsere Leiden und unsere Zeit uns verursachen – niemandem
erlauben, uns von der Liebe Gottes und unserer Mitmenschen zu trennen!
Bonn, am Neujahrstag 2013
+ Metropolit Augoustinos von Deutschland
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