31/12/12

Neujahrsbotschaft des Metropoliten von Deutschland und Exarchen von Zentraleuropa Augoustinos





Liebe orthodoxe Christen in Deutschland,

Heute ist der erste Tag des neuen Jahres, und wir haben uns in unseren Kirchen versammelt, um den Herrn der Herrlichkeit zu preisen und das Gedächtnis des hl. Basilius d. Gr. zu ehren.

Das erste besondere Merkmal dieses Tages ist der Dankgottesdienst, der sich an die Göttliche Liturgie anschließt. Wir danken Gott dafür, dass Gott unserem Leben noch ein Jahr hinzugefügt hat und dass er uns in der Erfahrung von Freud und Leid zur Seite gestanden ist. Wir verherrlichen seinen Namen dafür, dass er uns neue Gelegenheiten schenkt, unsere Fehler zu korrigieren, unseren Glauben zu festigen und die Kraft unserer Liebe zu mehren. Natürlich bedarf es für all das keines Neujahrsfestes. Die Verwirklichung des Evangeliums Jesu Christi ist keiner zeitlichen Beschränkung unterworfen; sie ist eine tägliche Herausforderung. Was ist hier mit Herausforderung gemeint? Der Weg zum Reich Gottes ist eine mühsame Angelegenheit und verlangt von uns einen Preis. Allerdings ist der Mensch, dessen Weisheit in der Beziehung zu Gott gründet, bereit, Tag für Tag diesen Preis zu zahlen, weil er genau weiß, dass nur die Wahrheit Christi uns freimacht.

Das zweite besondere Merkmal dieses Tages ist das Gedenken eines wirklich großen Kirchenvaters, des heiligen Bischofs Basilius von Cäsarea in Kappadozien, den wir heute ehren. Alles, was uns zunächst vielleicht etwas theoretisch zu sein schien, sehen wir im Leben des hl. Basilius verwirklicht. Tag für Tag hat er unseren Herrn gepriesen und ihm gedankt, weil er ihn über alles liebgewonnen hatte und mit seiner Hilfe nach seinem Willen gehandelt hat. Nicht selten halten wir unsere Heiligen für eine Art von Übermenschen, also für Menschen, die nicht dasselbe Leben führen wie wir. Wir weisen z. B. oft und mit Recht auf die bedeutenden theologischen Schriften des hl. Basilius hin, die den orthodoxen Glauben bewahrt und entfaltet haben, oder auch auf sein reiches pastorales Wirken, das die Nöte der Armen und Kranken, der Witwen und Waisen seiner Diözese wirksam gelindert hat – eine Tätigkeit, die unsere Kirche bis heute fortführt.

All das geschah nicht durch Magie oder von allein. Der hl. Basilius bezahlte einen hohen Preis dafür, dem Plan der Liebe Gottes dienen zu dürfen, welcher das Heil des Menschen und der ganzen Welt beinhaltet. Er schränkte seine eigenen Ansprüche durch sein bewundernswertes asketisches Leben ein, um so seine Hingabe zu allen Mitmenschen, die das Lebensnotwendige entbehrten, zu verstärken. Ohne Angst vor Ansehensverlust und selbst unter Lebensgefahr trat er den Mächtigen seiner Zeit entgegen. Freimütig und furchtlos setzte er sich für diejenigen ein, denen Unrecht geschah und die keine Möglichkeit hatten, ihr Recht einzufordern. Der hl. Basilius war Zeit seines Lebens kränkelnd und hatte keinerlei weltliche Unterstützung, was in den Augen seiner Zeitgenossen gewiss als Schwäche angesehen wurde. Er aber ließ in dieser scheinbaren Ohnmacht die Kraft Gottes in ihrer Fülle erstrahlen. Er erkannte die Wahrheit in der Person Christi und wurde von der Knechtschaft der Bindung an die Materie, von der Furcht vor der menschlichen Bosheit und sogar von der Angst vor dem Tod befreit. Nichts konnte ihn von der Liebe Gottes trennen, von der Liebe zu dem, der ihn nach einem kurzen Leben, im Alter von etwa fünfzig Jahren, zu sich gerufen hat.

Deshalb ist also das heutige Fest bedeutend! Denn auch die Gelegenheit ist ja so bedeutend, die es uns schenkt, da es in uns die Sehnsucht nach der Wahrheit Gottes und nach jener Freiheit erweckt, die nur diese Wahrheit uns geben kann. Genau das ist auch mein Wunsch für uns alle: dass wir uns im Jahr 2013 in unserer Kirche an der Wahrheit des Evangeliums sättigen und dass wir - noch mehr befreit von den inneren und äußeren Ängsten, die unsere Leiden und unsere Zeit uns verursachen – niemandem erlauben, uns von der Liebe Gottes und unserer Mitmenschen zu trennen! 
 
Bonn, am Neujahrstag 2013

+ Metropolit Augoustinos von Deutschland

Δεν υπάρχουν σχόλια: