„Darum, meine geliebten Brüder, nach denen ich mich sehne, …
Freut euch im Herrn zu jeder Zeit!
Noch einmal sage ich euch: Freut Euch!“
(Phil 4,1.4)
Liebe orthodoxe Christen in Deutschland,
vor
fünfzig Jahren, am 5. Februar 1963, verabschiedete die Synode des
Ökumenischen Patriarchates den Beschluss zur Gründung der
Griechisch-Orthodoxen Metropolie von Deutschland. Seit jenem Tag
existiert unsere Metropolie und mit dem Segen unserer Mutterkirche wurde
die orthodoxe Präsenz in Deutschland in der zweiten Hälfte des 20.
Jahrhunderts auf neuen soliden Grundlagen neu organisiert.Den
Anlass für dieses erstaunliche Ereignis bot die Niederlassung von
Tausenden griechischer Arbeiter in diesem Land. Ebenso wie Arbeitnehmer
aus anderen Ländern waren sie der Einladung der damaligen westdeutschen
Regierung gefolgt, dem Arbeitskräftemangel im Aufbruch der
Nachkriegszeit abzuhelfen. Die sogenannten Gastarbeiter haben ihr
Vaterland auf der Suche nach einer besseren Zukunft für sich selbst und
ihre Familien verlassen. Niemand hat damals die Dynamik dieser
„Verpflanzung“ vorhersehen können. Was als bittere Not begann, wurde
schöpferisch gestaltete Realität. Damals sind wir mit einem einzigen
Koffer, in dem nur das Allernotwendigste Platz gefunden hatte, nach
Deutschland gekommen, haben Notquartiere bezogen und mussten uns
anstrengen, wenn wir irgendwo einem Gottesdienst beiwohnen wollten. Eine
Handvoll Priester ohne Gotteshäuser, ohne Ausstattung, Kirchengemeinden
ohne festen Standort – das war der Anfang.Heute
können wir sagen, dass wir uns eingerichtet haben, unter angemessenen
Bedingungen leben und den nachfolgenden Generationen die Möglichkeit
bieten, unser Werk fortzuführen. Ein besonderes Merkmal unserer
Verwurzelung und unseres Gedeihens hier ist der Umstand, dass wir in den
wichtigsten Städten Deutschlands eigene Gotteshäuser und
Gemeindezentren besitzen. Fast überall dort, wo orthodoxe Christen
wohnen, können sie am liturgischen Leben der Kirche, insbesondere an der
Feier der Göttlichen Liturgie und dem Vollzug der übrigen Sakramente,
teilnehmen. Wir haben, wie ich zu sagen pflege, Orte geschaffen, die
eine kleine Heimat für uns sind. Und wenn wir an die dabei aufgetretenen
Schwierigkeiten der Vergangenheit und der Gegenwart denken, dann ist es
keine Übertreibung zu sagen, dass all das ein Wunder ist. Es ist ein
Wunder, das wir der Liebe Gottes, die uns all das geschenkt hat, aber
auch der Liebe unzähliger namentlich bekannter und unbekannter Menschen
verdanken, die uneigennützig und opfermutig dazu beigetragen haben.Mit
diesem Schreiben möchte ich dem Herrn der Herrlichkeit dafür danken,
dass er es möglich gemacht hat, dass aus Bitterem Süßes wurde und aus
Migranten gleichberechtigte Bürger, und dass wir weiterhin Zeugnis von
unserem orthodoxen Glauben im Herzen Europas ablegen können. Ich möchte
Euch allen von Herzen aufrichtig danken, die Ihr von der ersten Stunde
an bis heute in diesem Weinberg des Herrn in Deutschland mitgewirkt und
moralische und materielle Unterstützung gewährt habt. Einen besonderen
Dank schulde ich auch unseren Schwesterkirchen in diesem Land dafür,
dass sie uns tatkräftig zur Seire gestanden haben: mit Gebäuden, mit
Geld, mit Rat und Tat. Ich bete für die gottgefälligen Seelen derer, die
nicht mehr unter uns weilen und ihre Ruhe in heimischer Erde oder auf
den Friedhöfen unserer neuen Heimat gefunden haben. Ich bitte Gott und
bete zu ihm, dass er die nunmehr gelegten Grundlagen unserer Kirche in
Deutschland segne, damit sie bewahrt bleibe, wachse und stets ein
Zufluchtsort des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe für jedes ihrer
Glieder und für jeden Menschen guten Willens bleibe. In Zeiten der
Entheiligung und der Gottverlassenheit möge sie die Schönheit der
Heiligkeit, die verwandelnde Kraft der christlichen Liebe und
Solidarität, die Wertschätzung der menschlichen Person und den Sinn des
Lebens in Erinnerung rufen und schenken. Das
Geheimnis unserer orthodoxen kirchlichen Überlieferung war stets die
Mitmenschlichkeit, die Offenheit, das Mitgefühl und die
Hilfsbereitschaft besonders gegenüber dem ohnmächtigen und gefallenen
Nächsten. Es ist mein Wunsch, dass wir den fünfzigsten Jahrestag der
Gründung unserer Metropolie in diesem Geist feiern. Dies wird in unseren
Gemeinden in familiärer Atmosphäre, kreativ, aber ohne übertriebenen
Aufwand geschehen, ohne jene zu vergessen, die leiden – sei es hier oder
fern von uns. Darüber hinaus beabsichtigt die Metropolie, im Rahmen
unseres Jubiläums einen Bildband herauszugeben, in dem zum ersten Mal
dieses Wunder der orthodoxen Präsenz in Deutschland ausführlich
dargestellt wird.
Euch
allen wünsche ich von Herzen, dass Ihr in der Kirche, unser aller
Mutter, geeint und in jeder Phase eures Lebens froh seid, und euch stets
aller Gaben Gottes erfreut!
Bonn, den 3. Februar 2013
Euer Metropolit
+ Augoustinos von Deutschland
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